Antisemitismus auf Kunstschau.
Über die Frage, wer für den Antisemitismus-Skandal auf der Documenta verantwortlich ist, haben sich Kultur-Staatsministerin Claudia Roth (Grüne) und Ausstellungs-Leiterin Sabine Schormann zerstritten. Nun eskaliert der Streit weiter. Eine von beiden sagt die Unwahrheit.
Die Documenta-Chefin behauptet nun, Roth habe ihr empfohlen, die Publizistin Emily Dische-Becker zu beschäftigten, um die Antisemitismus-Vorwürfe vor der Eröffnung zu klären. Dies ging in die Hose. Stimmt Schormanns Behauptung, dann wäre Roth für das Debakel zu großen Teilen verantwortlich. Denn ihre Präventiv-Maßnahme wirkte nicht.
Doch die Grüne dementiert: Was Schormann sage, sei „nicht zutreffend“. Vielmehr sei der Einsatz Emily Dische-Beckers „keine Empfehlung“ der Kultur-Staatsministerin gewesen, „sondern eine Entscheidung der Documenta-Leitung“, behauptete Roths Sprecherin gegenüber Bild.
Nur eine Version kann stimmen
Beide Frauen wollen offenbar ihren Kopf retten. Denn Schormann widerspricht Roths Verteidigungs-Strategie erneut. Die Empfehlung für Dische-Becker sei durch die Bundesbeauftragte für Kultur und Medien (BKM), also Claudia Roth, „erfolgt“. Dies belege auch eine E-Mail der Behörde. Darin habe Roths Amt der Documenta drei weitere Experten für die Prüfung der Vorwürfe vorgeschlagen, die „Frau Dische-Becker selbst dem BKM drei Tage zuvor schriftlich empfohlen“ hatte.
Damit hat die Documenta-Chefin den Vorwurf an Roth bekräftigt, in der Frage die Unwahrheit zu sagen. Fest steht: Emily Dische-Becker gehört zum Kreis jener Experten, die Roths Behörde regelmäßig mit ähnlichen Prüfungen beauftragt. Wer nun aber lügt, bleibt unklar: Claudia Roth oder Sabine Schormann? (fh)